Schafgarbe – Achillea millefolium

Botanischer Steckbrief:

Pflanzenfamilie: Asteraceae
Mehrjährige, buschige 30-80 cm hohe Staude, ausdauerndes Kraut mit aufrechten Stängeln, rispenartige, stark duftende Blütenstände
weiße, manchmal auch rosafarbene Korbblüten, grundständige Stängelblätter, mit lanzettlichen bis linealischen Umriss, sie sind drei- bis zwölfmal so lang wie breit


Verbreitungsgebiet: Vom Mittelmeerraum bis zum Arktischen Zirkel, in mediterranen Gebieten seltener anzutreffen


Standortanspruch: Trockene, nährstoffarme Böden in sonnigen bis halbschattigen Lagen
bevorzugt Wiesen, Weiden, Halbtrockenrasen, Acker- und Wegränder
sogenannte Pionierpflanze, die rasch Brachen besiedelt
bis in Höhenlagen von etwa 1900 m zu finden


Vermehrung / Aussaatermin:

Teilung der Stauden

Aussaat von April - Juli im Freiland

Lichtkeimer


Weitere Namen: Achilleskraut, Bauchwehkraut, Blutstillkraut, Gänsezungen, Grundheil, Jungfernkraut, "Heil der Welt“, Wiesenjod, Schafrippel, Rainfarre, Tausendblatt, Heil-Aller-Welt, Allheilchrut, Feldgarbe, Garbenwurz, Teufelsnessel, Judenkraut, Kachelkraut, Schafzunge, Gänsezungen, Grillenkraut und sogar "Augenbraue der Venus"


Etymologie:

Achillea geht auf Achilleus, den sagenhaften Helden des trojanischen Krieges zurück, der die Pflanze als Droge entdeckt und zur Wundheilung seiner verletzten Ferse, daher auch der Name „Achillessehne“) verwendet haben soll (Ilias, 11. Gesang, Vers 822ff.).

Der Artname millefolium (= Tausendblatt) spielt auf die fein zerteilte Blattspreite an, „Garbe“ kommt vom mittelhochdeutschen Wort garwe (bitter, herb)


Ernte und Lagerung:

Blühende, nicht verholzte Pflanzenteile kurz über dem Boden abschneiden, zum Trocknen aufhängen, in dunklen Behältern kühl und trocken aufbewahren


Blütezeitpunkt: Mai - August
 

Erntezeitpunkt: Mai-September
 

Verwendbare Pflanzenteile: Blüten, Blätter und Stängel



Anwendung in der Volksheilkunde:

Wundheilung, Magen- und Darmerkrankungen, Rheuma, Menopause, Bluthochdruck


Wirkungsweise:

gallenflussanregend, antibakteriell, zusammenziehend , krampflösend


Darreichungsform:

Tee (Blüten und Kraut), Tinktur, Umschlag


Schafgarben (Kaltauszug): Die angetrockneten Schafgarbenblüten in ein Schraubglas füllen, mit Öl bedecken und verschlossen für vier bis sechs Wochen bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Täglich einmal schütteln damit die Wirkstoffe sich besser herauslösen.


Hier eine Auswahl an wertvollen geeigneten Ölen für einen Ölauszug:

Sonnenblumenöl eignet sich hervorragend für Cremes. Kaltgepresstes enthält wesentlich mehr Vitamine und ungesättigte Fettsäuren als raffiniertes.

Olivenöl hat als Öl für kosmetische Zwecke eine uralte Tradition.

Distelöl ist vitaminreich und enthält viele ungesättigte Fettsäuren. Es ist gut zur Cremeherstellung geeignet.

Avocadoöl ist fast völlig stabil gegen ranzig werden. Es enthält viele Vitamine und Lecithin. Empfehlenswert für Hautpflegecremes mit Feuchthaltefaktoren. Verteilt sich gut auf der Haut, schützt sogar ein wenig vor UV-Licht.

Mandelöl ist bekannt für seine Milde und ziemlich stabil gegen ranzig werden. Gibt ein schönes, weiches Hautgefühl.

Sojaöl enthält Lecithin und Vitamin E. Es hat eine dunkle Farbe und auch die Creme wird leicht beige.

Sesamöl ist nicht ganz so stabil gegen ranzig werden. Eignet sich gut als Zusatz zum Badeöl und für Cremes. Es ist gut hautverträglich.

Jojobaöl ist eigentlich ein flüssiges Wachs. Es soll gegen UV-Licht schützen. In der Naturkosmetik ist es vielseitig verwendbar.

Erdnussöl ist ebenfalls relativ stabil gegen ranzig werden. Empfehlenswert zur Kosmetikherstellung.

Aprikosenkernöl gehört zu den weniger stabilen Ölen. Cremes werden schön softig, die Haut weich und samtig.

Weizenkeimöl ist nicht sehr stabil gegen ranzig werden. Es ist vitaminreich und enthält Lecithin.
 

Wissenswertes:

Schafgarbe (Blätter, Stängel und Blüten) wurde zum Gelbfärben von Wolle verwendet.


Verwendung in der Küche:

Junge, frische Triebe der Blätter frisch oder getrocknet - sparsam eher als Geschmacksverstärker oder Nahrungsergänzung verwenden

Vor der Verwendung des Hopfens, wurde sie zum Bierbrauen verwendet


Rezepte:

Blüte und Kraut als Bestandteil eines Wildkräutersalzes , getrocknet als Tomatenwürze, frisch als Suppeneinlage oder Smoothiebestandteil (erfrischend ähnlich wie Pfefferminze)

Blüten: mit Zucker aromatisieren, ein Sirup herstellen


Tipp:

Stängel als Ersatz für Grillspieße verwenden

Wird auch gerne von Haustieren (Meerschweinchen, Kaninchen, Hühnern… ) als Leckerbissen gefressen


Magisches:

In vielen Gegenden werden um den 15. August Kräuterbuschen gebunden, die die Heilkraft der darin enthaltenen Pflanzen über das Jahr in die Familien bringen sollen. Die in dieser Zeit gesammelten Kräuter übertreffen der Überlieferung nach alle anderen Kräuter an Kraft. Die Schafgarbe gehört dabei unbedingt dazu.

Germanen, Kelten, die Indianer Amerikas und auch die Chinesen (im „I Ging“), verwendeten die Stängel für das Schafgarbenorakel, womit sie die Zukunft sowie das Wetter voraussagten.

Im Volksglauben spielt die Schafgarben ebenfalls lange eine Rolle. Um böse Geister von Säuglingen fernzuhalten, wurde ein Büschel über der Wiege angebracht. Auch der Liebe unter Eheleuten soll sie zuträglich sein, weshalb früher auch immer Schafgarbe im Brautstrauß sein musst, um zumindest die ersten sieben Jahr die Liebe wachhalte zu können.

Legten sich die jungen Mädchen vor dem Schlafengehen die Schafgarbe auf die Augen, „sahen“ sie im Traum ihren Zukünftigen.


Märchen:

Das Jesuskind und die Schafgarbe (Von Anita Buchriegler)

Als das Jesuskind geboren werden sollte - der grantige Wirt hatte Maria und Josef zu guter Letzt doch noch Obdach im alten Stall außerhalb der Stadt gewährt – besann sich Maria der alten Überlieferung über die Bettstrohkräuter. Ihre weise Cousine Elisabeth, die selbst vor einiger Zeit trotz ihres fortgeschrittenen Alters einen gesunden Johannes zur Welt gebracht hatte, hatte ihr doch erzählt, dass schon die Alten bestimmte Kräuter verwendet hätten, um das Gebären zu erleichtern. Aber Welche Kräuter waren das bloß? Hm, der Frauenmantel gehörte dazu, das Labkraut, auch vom Quendel hatte sie gesprochen; Weidenröschen und Johanniskraut hatte sie erwähnt aber mehr fiel ihr im Moment einfach nicht ein. Da riss sie auch schon die nächste Wehe aus ihren Gedanken. Egal – in der gegenwärtigen Situation konnte sie sowieso nicht wählerisch sein. Und so ließ sie sich im duftenden Heu nieder.

Die Geburt verlief gut, sodass auch der besorgte Josef aufatmen konnte – kein Wunder, denn droben auf dem Hüttendach hatte schon ein ganzer Engelschor Platz genommen, um über das Wunder in der Krippe im Stall zu Bethlehem zu wachen.

Es dauerte nicht lange, da wurde die heilige Familie von schweren Tritten, aufgeregten Stimmen und dem freudigen Geblöke einer ganzen Schafherde mitsamt ausgelassener Hirtenmusik aus dem glückseligen Dämmerschlaf gerissen. Alle wollten sie der frischgebackenen Mutter gratulieren und dem Jesuskind ihre Geschenke darbringen. Den Retter der Welt bekam man schließlich nicht alle Tage zu Gesicht.

Als alle fertig waren und sogar die Heiligen Drei Könige verzückt dem Jesuskind gehuldigt hatten, begannen Ochs und Esel wieder zu Muhen und zu Ia-zen. Sie kündigten noch einen verspäteten Besucher an. Es war der Nazl mit dem krummen Bein, der da beschwerlich über die Schwelle humpelte. In seinen zitternden Händen hielt er ein kleines, blutverschmiertes Lämmchen. Auf Nazls Wangen sah man die Spuren vertrockneter Tränen.

Scheu kniete er vor der Gottesmutter nieder und begann stockend zu erzählen: „Oh heilige Mutter, verzeih mein spätes Eindringen. Ich bin mit den anderen zusammen aufgebrochen als uns der Engel die frohe Botschaft verkündet hat. Weil aber mein Bein verkrüppelt ist, konnte ich nicht mit den anderen Hirten Schritt halten. Ich wollte mein liebstes Lämmchen hier als Geschenk darbringen, sozusagen ein kleiner Spielgefährte für das Jesuskindlein. Da tauchte wie aus dem Nichts ein Wolf auf, und stürzte sich auf das Lämmlein. Wären nicht drei hohe Herren auf Kamelen vorbeigeritten, die den Wolf vertrieben haben, wir wären beide nicht mehr zu retten gewesen. So hat es nur mein kleines Schaf erwischt und ich komme mit leeren Händen. Oh welch ein Jammer. Mein Lämmlein ist so schwer verletzt, es wird wohl die Nacht nicht überleben.“

Da öffnete das Jesuskindlein plötzlich die Augen, hob eines der molligen Händchen und ließ eine Pflanze mit weißem Blütenstand und wunderbarem Duft aus der Krippe hinunter fallen. Und - hatte man so etwas schon gesehen - wie von einer leichten Brise ergriffen, fiel die kleine Pflanze genau auf die schwerste Wunde an der Seite des kleinen Schafes. Kaum hatte aber das Kraut den Körper des verletzten Tieres berührt, verschwand das Blut aus dem Fell des Lämmleins, die Wunde heilte und das Tier konnte wieder von alleine aufstehen.

Der beherzte Hirt sprang auf und jauchzte vor Freude. Auf einmal bemerkte er, dass auch an ihm ein Wunder geschehen war. Sein verkrüppeltes Bein war plötzlich stramm und gerade. Er drehte sich im Kreis, hüpfte und lachte und nur im aller letzten Moment fiel ihm ein, dass es sich vielleicht nicht gehörte, der Mutter Gottes um den Hals zu fallen und ihr einen dicken Schmatz auf die Wange zu drücken!

„Ist schon recht, Nazl“, lächelte ihn die heilige Maria an. „Du hast das Herz am rechten Fleck und mein Jesuskinderl in der Krippe hier hat dir gerne geholfen. Auch mir hast du eine große Freude gemacht. Als ich mich aufs Lager legte, um zu gebären, hab‘ ich mir den Kopf über die Namen der Pflanzen zermartert, die zu den Bettstrohkräutern gehören. Mir ist auch diese Pflanze in den Sinn gekommen, aber mir wollte nicht einfallen wie sie hieß. Ab jetzt soll sie den Namen „Schafgarbe“ tragen, weil sie dein Schäflein und dich auf so wundersame Weise geheilt hat!“

Der Nazl dankte Maria, verabschiedete sich beim Josef und machte sich wieder auf die Reise. Das Lämmlein sprang vergnügt neben ihm her, denn Maria hatte es ihm wieder mitgegeben. Der lange Weg heim nach Nazareth wäre vielleicht doch noch zu anstrengend für das Tier gewesen. Der Nazl aber ging heim, und erzählte von nun an, an jedem Lagerfeuer, die wundersame Geschichte wie die Schafgarbe zu ihrem Namen kam.

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Volksweisheiten:

Ein altes Sprichwort sagt: „Schafgarb im Leib, tut wohl jedem Weib.“

Pfarrer Kneipp schrieb dazu: „Viel Unheil bliebe den Frauen erspart, würden sie ab und zu einmal nach Schafgarbe greifen!“